Das Projekt

Im Projekt DiverLog soll der Einfluss von Offshore Windparks auf Sterntaucher von der individuellen Reaktion bis zu möglichen Auswirkungen auf die Population ermittelt werden. Hierzu sollen einerseits die Bewegungsmuster sowie die wichtigste Aktivität der Sterntaucher, die Nahrungssuche, über die Ermittlung der Tauchaktivität untersucht werden. Diese Daten sollen dazu beitragen, die komplexen Zusammenhänge besser zu verstehen und bilden die Basis für eine Individuen-basierte Modellierung, mit der die Auswirkungen auf die Fitness und mögliche langfristige Populationseffekte abgeschätzt werden können. Das übergeordnete Ziel des Projekts ist es, Grundlagen für die Entwicklung von Minderungsmaßnahmen sowie für die räumliche Planung von Offshore-Windparks zu erarbeiten.

Dazu sollen über drei Jahre Sterntaucher in ihrem Rastgebiet in der deutschen Nordsee gefangen und besendert werden. Durch die Verwendung von modernen GPS-Loggern können die genauen Bewegungsmuster erfasst werden. Mit Hilfe von integrierten Drucksensoren kann zudem das Nahrungssuchverhalten der Sterntaucher aufgezeichnet werden.

Im Einzelnen hat das DiverLog Projekt folgende Ziele:

1. Habitatpräferenzen: Bewegungsmuster

Mit Hilfe der hochaufgelösten GPS-Daten sollen Bewegungsmuster der Sterntaucher in ihrem Überwinterungsgebiet in Bezug auf Umweltparameter sowie Offshore-Windparks untersucht werden. Dabei soll auch eine Habitatmodellierung sowohl für die Nordsee als auch für die Ostsee durchgeführt werden, wodurch für die Art geeignete Habitate identifiziert und Meideabstände zu Offshore-Windparks ermittelt werden können. Aus früheren Untersuchungen ist bereits bekannt, dass Faktoren wie Sichtweite die Meideabstände beeinflussen. Dies soll mit dem verbesserten Datensatz genauer untersucht werden.

2. Tauchverhalten und Aktivitätsmodelle

Da Sterntaucher sehr mobil sind, treffen sie in verschiedenen Gebieten der Nord- und Ostsee regelmäßig auf Offshore Windparks und andere anthropogene Störungen. Dies kann dazu führen, dass sie bestimmte Gebiete meiden, was möglicherweise Energieverluste zur Folge haben kann. Informationen über das Tauch- bzw. Nahrungssuchverhalten können dazu genutzt werden, den täglichen Energieverbrauch zu ermitteln. Die Analyse des Tauchverhaltens ermöglicht darüber hinaus eine detaillierte Beschreibung saisonaler Aktivitätsbudgets und des Energieverbrauchs in verschiedenen Aufenthaltsgebieten. Mit Hilfe eines bioenergetischen Models sollen daher im DiverLog Projekt Aktivitätsbudgets von Sterntauchern aus Rastgebieten der Ostsee mit denen aus der Nordsee verglichen werden. Außerdem sollen Informationen über das Tauchverhalten gesammelt werden.

3. Habitatansprüche: Unterschiede zwischen Lang- und Kurzstreckenziehern

Im Projekt DIVER wurden nahegelegene Brutgebiete in Skandinavien (Norwegen) und weit entfernte Brutgebiete in der russischen Arktis oder West-Grönland als Herkunftsgebiete identifiziert​1​.

Vögel aus unterschiedlichen Brutgebieten unterscheiden sich häufig in ihrem Timing und ihrer Physiologie, da sie unterschiedliche Zugstrategien verfolgen. Vögel, die über kurze Strecken ziehen, legen meist nur geringe Reserven für den Zug an, während Vögel, die weite Wanderungen zurücklegen die Zugstrecke häufig nur mit Hilfe großer Reserven bewältigen können und daher stärker auf Gebiete von hoher Qualität angewiesen (möglicherweise auch solche mit Offshore Windparks), welche ausreichend Energie für den Zug liefern. Die Betrachtung von Individuen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Zugstrategie soll daher genutzt werden, um die Habitatansprüche und die möglichen Auswirkungen auch großräumiger anthropogener Einflüsse in mehreren Aufenthaltsgebieten zu analysieren.

4. Nahrungsspektrum

Im Vorgängerprojekt DIVER wurde festgestellt, dass Sterntaucher ein breites Nahrungsspektrum an Fischarten in ihrem Überwinterungsgebiet nutzen​2​. Diese Untersuchungen zur Nahrungswahl von Sterntauchern sollen fortgesetzt werden und die Interpretation der Habitatwahl in ihren Überwinterungsgebieten unterstützen. Die Ergebnisse werden mit den im Rahmen des DIVER Projekts gewonnen Daten verglichen um die Übereinstimmung zu überprüfen.

Foto: Jürgen Steudtner

5. Auswirkungen von Offshore-Windparks

Zurzeit ist unklar welchen Effekt die Verdrängung von Seetauchern im Bereich der Offshore Windparks auf die Population hat. Wenn Sterntaucher durch Offshore Zurzeit ist unklar welchen Effekt die Verdrängung von Seetauchern im Bereich der Offshore Windparks auf die Population hat. Wenn Sterntaucher durch Offshore Windparks von nahrungsreichen Gebieten in Bereiche mit geringerer Nahrungsqualität verdrängt werden, kann dies zu einer verringerten Nahrungsaufnahme führen und somit möglicherweise den physiologischen Zustand und die individuelle Fitness der Vögel beeinträchtigen, was wiederum Auswirkungen auf die Population haben kann. Die Auswirkungen von Offshore-Windparks und weiteren anthropogenen Störungen auf die individuelle Fitness und die Populationen von Sterntauchern sollen mit Hilfe eines Individuen-basierten-Modells (IBM) untersucht werden. Das Ziel ist hier Aussagen zu langfristigen Auswirkungen von Offshore-Windparks auf Sterntaucher zu prognostizieren.  

Punktsichtungskarte von Seetauchersichtungen bei Flugtransekt-Erfassungen im Projekt DIVER
  1. 1.
    Dorsch M, Burger C, Heinänen S, et al. DIVER – German tracking study of seabirds in areas of planned Offshore Wind Farms at the example of divers. Bio Consult SH. Published online 2020. doi:10.13140/RG.2.2.32688.10242
  2. 2.
    Kleinschmidt B, Burger C, Dorsch M, et al. The diet of red-throated divers (Gavia stellata) overwintering in the German Bight (North Sea) analysed using molecular diagnostics. Mar Biol. Published online May 16, 2019. doi:10.1007/s00227-019-3523-3